"Hell"oween in Karditsa...

01.11.2010

Evi hat uns gestern einen fürchterlichen Bericht geschickt. Eigentlich war sie nur auf dem Weg um für ihren Arbeitgeber ein paar Stühle an eine Kirche zu liefern, ca 100 km von Karditsa entfernt. Eigentlich...

Diese Fahrt endete im Chaos. Sie hätte "normal" 2-3 Stunden gebraucht, geworden sind es 8 Stunden - lassen wir sie selbst berichten...

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Hallo meine Freunde,

heute früh wollte ich ein paar Stühle an eine Kirche liefern, ca. 100 km von Karditsa entfernt. Auf einer Straße kam plötzlich ein Hund auf mich zu - ich hielt an, weil ich sah, dass er eine Verletzung an einer Pfote hatte.

Ich pfiff einmal kurz und er kam freudig auf mich zu, ich sah dass er eine große Wunde am Vorderbein hatte, und sofort bekam ich einen Kloß im Hals. Nicht wegen der Wunde, aber weil ich keine Möglichkeit hatte ihn ins Auto zu bekommen!

Es war voller Stühle, es gab nicht den kleinsten Platz... oh mein Gott, er brauchte dringend Hilfe, aber was sollte ich tun?

Ich dachte daran ihn vielleicht irgendwo anzubinden damit ich ihn auf dem Rückweg mitnehmen konnte, aber ich hatte im Auto nur ein Band mit dem ich die Stühle zusammengebunden hatte...

Ein paar Meter hinter mir war eine Tankstelle, meine einzige Chance war dort zu fragen ob er das Tier ein paar Stunden bei sich behalten könnte...

Er antwortete mir : "Nimm' den Hund und hau' schnellstens mit ihm ab, ich habe keinen Platz! Geh!"

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Ich wollte schreien, meine Nerven waren am Limit... Ich ging ein Stückchen mit dem Hund, ließ ihm Futter da und sagte ihm, er sollte auf mich warten. Ich würde ihn mitnehmen wenn ich zurückkomme!

Ich hatte keine andere Wahl, ich musste ausliefern! Wie es mich schmerzte, wieviel Angst ich hatte dass er nicht mehr da sein würde wenn ich zurrückkomme...

Den ganzen Weg lang bat ich Gott, dass ich ihn wiederfinden würde, dass er dort auf mich warten würde. Als ich dann zurückkam fand ich ihn nicht mehr... Ich suchte verzweifelt überall, ich suchte in den Straßen, Gebüschen, aber nichts... dann ging ich noch einmal zur Tankstelle.

Mein Gott, er war dort, und er hatte auf mich gewartet! Welche Freude und welche Erleichterung, wir verließen den Ort zusammen  - als Freunde...

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Ich rief Dimitrios an, den Doktor aus Larissa, ob er ihn chirurgisch versorgen und stationär aufnehmen könnte (es war Sonntag). Dimitrios sagte zu, ich solle ihn anrufen wenn ich kurz vor Larissa wäre und er würde dann zur Klinik kommen. Es würde ca 1,5 Stunden dauern bis Larissa.

10 km vor Larissa sah ich etwas vor mir auf der Straße. Mein Gott, es war doch nicht möglich, dass es mir schon wieder passierte... nein, nein... Aber ich musste umdrehen, um zu sehen was mit dem Hund los war...

Ich ging näher ran, bekam einen Schock: Der Hund konnte sich nicht bewegen, war schwer verletzt. Aber was mich wütend machte war, dass jemand ihm Futter und Wasser hingestellt - ihn aber nicht mitgenommen und ihm geholfen hatte! Das ist unser Griechenland!

Das musste bedeuten, dass das Tier mehrere Tage dort gelegen haben musste und vor sich hin litt. Das Blut an ihm war bereits getrocknet!

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Genau heute hatte ich nichts im Auto, weil ich alles hatte herausnehmen müssen um Platz für die Stühle zu machen! Also versuchte ich mit dem Band das ich noch hatte, ihm die Schnauze zuzubinden. Aber genau an dieser Stelle hatte er eine große Wunde (ich konnte es zuerst nicht sehen, weil das Blut angetrocknet war) und so bereitete ich ihm noch zusätzliche Schmerzen, ohne es zu wollen. Er schnappte verzweifelt um sich... 

Ich konnte es nicht alleine schaffen...Verzweiflung... Wieder rief ich Dimitrios an und bat ihn zu kommen und mir zu helfen. Er kam sofort, zu diesem Zeitpunkt war er schon auf dem Weg zur Klinik. Er versuchte es auch mit dem Gurt, aber es klappte nicht, der Hund wurde immer unruhiger... Da wir ihn aber zur Klinik bringen mussten, betäubte er ihn mit einer Injektion, dann schafften wir es. Er brachte dann schonmal den ersten Hund zur Klinik, in der Zeit wartete ich darauf, dass dieser hier einschlief.

Während ich wartete sah ich, dass ein Auto den Hund auf der anderen Straßenseite erwischt haben musste. Scheinbar hatte er sich danach noch bis zur Mittelspur und dem kleinen Innenrand geschleppt, trotz der schweren Verletzungen hatte er es geschafft.

Während ich wartete, kümmerte sich Dimitrios um meinen ersten Freund. Die Verletzung mussten schon um die 4 Monate alt sein, es gab keine Chance... er muss vermutlich amputiert werden. 

Als er zurückkam, konnten wir dann endlich auch den zweiten Notfall ins Krankenhaus bringen. Die Diagnose hier: Ein Beinbruch (es konnten noch keine Röntgenaufnahmen gemacht werden in diesem Moment) und eine klaffende Wunde neben dem Auge.

Morgen wird sich der Facharzt für Orthopädie beide Hunde ansehen. Ich schulde Dr. Dimitrios großen Dank für seinen Einsatz und die Hilfe, es ist heute Sonntag und ich hatte ihn telefonisch zuhause erreicht, inmitten seiner Familie. Aber ER hat seine Augen nicht verschlossen!!!


 

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