Ein Tierschutztag in Kavala

03.02.2024

Einem Tier aus dem Tierschutz zu helfen, fühlt sich für uns gut an. Doch hinter jeder schönen Vermittlungsgeschichte und Rettung stehen Menschen, die sich tagtäglich in ihrem Umfeld dafür engagieren. Die sich vor allem mit dem Leid der Tiere vor Ort konfrontieren müssen und oft keine Wahl haben einfach wegzuschauen oder vorbeizufahren. Unsere Tierschützer in Griechenland stellen sich -unabhängig von ihrem Job, ihrer Familie, ihren persönlichen Belangen oder finanziellen Mittel- genau diesen Themen täglich 24 Stunden lang. 

Sowohl unser Team in Karditsa, als auch in Kavala erfährt täglich Situationen, in denen sofort gehandelt werden muss. Momente, die oft schockieren, ein Leben lang nachhallen, die wütend machen, manchmal aber auch glücklich. Wir möchten Ihnen heute einen kleinen Einblick darüber geben, wie so ein Tag im Leben unseres Tierschützers Kostas aussieht. All dies ist innerhalb von 24 Stunden im Dezember 23 passiert, und wurde von ihm vor, während und nach seiner Arbeitszeit erledigt. Fangen wir einmal an...

1. White - der Hund mit dem Metallstück im Bein

White wurde von Kostas in der Innenstadt von Kavala auf dem Weg zur Arbeit gesehen. Er humpelte und hechelte sehr stark, es war klar ersichtlich, dass der Hund starke Schmerzen haben musste. Kostas ging auf ihn zu, und konnte ihn ganz unproblematisch an einer kleinen Leine mitnehmen. Er fuhr sofort mit ihm zu Stathis, dem Tierarzt. Schnell konnte man die Ursache für das Humpeln finden: Eine Metallschiene bohrte sich von innen durch den hinteren Oberschenkel des Hundes (Foto bitte nur anklicken, wenn sie so etwas ertragen können). Diverse Nachforschungen ergaben, dass White in der Vergangenheit bereits einen schweren Autounfall gehabt hatte, und ein Tierarzt aus dem Nachbarort den gebrochenen Knochen -leider stümperhaft- mit einer Metallschiene fixiert hatte. Diese hatte sich gelöst und bohrte sich inzwischen durch das pure Fleisch... White muss unsagbare Schmerzen gehabt haben!!!

Zudem stellte sich heraus, dass es auch eine Besitzerin gab, die ihn aufgrund seines schlechten Zustands jedoch auf die Straße gesetzt hatte. Sie wollte von ihrer Verpflichtung, den Hund nun medizinisch versorgen zu lassen, nichts hören und verweigerte jede Zuständigkeit. Auch eine Anzeige bei der Polizei ließ sie nicht umstimmen, White wurde sich selbst überlassen. 

Der Test auf die Mittelmeerkrankheiten zeigte im Nachgang leider auch eine positive Reaktion auf Dirofilarien, was also tun? In Kooperation mit Stathis wurden die Kosten für die Operation sowie die Herzwurm-Behandlung von uns als TiNG übernommen. Auch wenn es nachweislich einen Besitzer gibt, die Kosten für den Hund müssten erst mühselig eingeklagt werden, diese Zeit hatte White nicht. Wir werden uns nun liebevoll um diesen armen Jungen kümmern, und haben bereits eine Unterbringungsmöglichkeit für ihn gefunden. Die Operation hat bereits stattgefunden, und war erfolgreich... White darf sich nun in Ruhe erholen und wird parallel auf die Dirofilarien therapiert.

 

2. Kittenrettung - zwei Katzenkinder gefangen in einem Käfig

Als Kostas auf der Arbeit ankam, erhielt er einen Anruf: Es gäbe einen Käfig mit schreienden Katzen an einer Häuserwand, man käme dort leider nicht heran. In seiner Mittagspause fuhr Kostas zur genannten Adresse und konnte seinen Augen kaum glauben: Auf einer Klimaanlage stand eine abgedeckte Katzenfalle, in welcher sich scheinbar Katzen befanden! 

Er holte den Käfig sofort mit einer Leiter herunter und fand zwei kleine Katzenbabies vor, die laut schreiend darin gefangen waren...  Glücklicherweise waren beide in einem guten (Gesundheits)zustand, so dass er sie nun in das bestehende Katzenrudel an seinem Arbeitsplatz integrieren konnte. Die Katzen werden dort regelmäßig von Kostas versorgt und gefüttert, leben auf einem sicheren Gelände mit viel Grün und Auslaufmöglichkeiten. Als er dort ankam, fand er allerdings eine neue Katze in der Gruppe vor, zu welcher wir nun in der dritten Story kommen...

 

3. Isar - ein junges Katzenmädchen benötigt Hilfe

Die bestehende Katzengruppe an Kostas Arbeitsplatz bildet inzwischen eine tolle Einheit, und so kommt es immer mal wieder vor, dass sich andere Streunerkatzen dorthin verirren und bleiben. So auch unsere Isar, die auf einmal neu in der Gruppe auftauchte. Als Kostas sie mit Futter anlocken wollte, fiel ihm allerdings auf, dass etwas nicht stimmte - Isar lief sehr unkoordiniert und zog ihre Pfötchen dauerhaft hoch.

Nach einigen Einfangversuchen hatte er Glück und brachte Isar sofort zu Stathis, dem Tierarzt. Scheinbar ist der Grund dafür eine Ataxie, also eine neurologische Erkrankung. Diese kann angeboren, aber auch durch Infektionskrankheiten oder Vergiftungen ausgelöst worden sein. Isar wurde zur weiteren Beobachtung beim Tierarzt gelassen, und erhält aktuell Antiepileptika sowie Omega3-Fettsäuren um die Muskeln zu entkrampfen.



4. Neuzugang im Hundewald - 2 kranke Welpen wurden ausgesetzt

Als Kostas nach der Arbeit zur Versorgung seiner Hunde im kleinen Wäldchen ankam, fand er in einer der Hundehütten zwei kleine Welpen vor:  Beide zeigten sich sehr verhalten und ängstlich, so dass Kostas anfänglich im Abstand zu ihnen blieb und lediglich etwas Futter und frisches Wasser in die Hütte stellte...

Schnell konnte er erkennen, dass die Zwei kaum Fell hatten und scheinbar an einer Demodex(milbe) leiden. Er packte sie ein, und fuhr direkt wieder zu Stathis zurück. Dort wurden die Welpen mit einer antiparasitären Lösungen gebadet und anschließend mit einem Milbenantibiotikum behandelt. Inzwischen geht es den Beiden langsam besser und das Fell bildet sich nach, so dass sie wieder zu dem Hunderudel im Wäldchen gebracht werden konnten. Dort werden sie nun inmitten der dort lebenden Hunde ein Zuhause erhalten und regelmäßig von Kostas versorgt.


5. Entsorgung auf griechisch - ein toter Welpe und seine Geschwister

Nachdem die beiden Welpen beim Tierarzt abgegeben wurden, fuhr Kostas seine weitere Fütterungstour der Straßentiere ab. Auf einem Grundstück abseits der Stadt hielt er an, um das Futter aus seinem Auto zu holen. Dabei fiel ihm in der Ferne ein lebloser Tierkörper auf... Als er näher kam, fand er diesen kleinen toten Welpenjungen vor (bitte das Bild nur anschauen, wenn Sie dies mental auch können). Woran er verstorben ist, können wir leider nicht sagen, vermutlich wurde er aber zuvor von einem Auto angefahren und starb an innerlichen Blutungen.

Ein Stück weit entfernt, zeigte sich dann die weitere Katastrophe: 7 frisch ausgesetzte kleine Welpenkinder liefen orientierungslos auf der Straße umher und suchten verzweifelt Anschluss! Wohin mit all den Welpen, wo kein Platz zur Verfügung steht und alle Möglichkeiten schon mehr als ausgereizt sind?! Es ist unfassbar schwer, all die kleinen armen Wesen dort zurücklassen zu müssen, aber es gibt keine freien Kapazitäten mehr. Kostas packte die gesamte Bande an einen etwas abgelegeneren Platz und versorgt sie seitdem in seiner täglichen Fütterungstour.


6. Kastrationsmaßnahmen - ein wichtiger Schritt zur unkontrollierten Vermehrung

Bei der weiteren Tour wurden von Kostas noch am gleichen Tag zwei Straßenhunde sowie drei Straßenkatzen eingefangen, und zur anschließenden Kastration in die Tierarztpraxis gebracht. Zum Einfangen des schwarz-weißen Jagdhundes benötigte Kostas einiges an Zeit, denn der freundliche Schatz hatte so gar keine Lust darauf: Auch bei den Katzen brauchte er etwas länger, konnte jedoch beide am Ende erfolgreich in die Box setzen: Die Kosten für die Kastrationen wurden/werden aktuell noch durch uns bezahlt, da der Bürgermeister von Kavala keinerlei Budget dafür zur Verfügung stellt! Es laufen daher weiterhin Gespräche, um diese Missstände endlich zu verändern, da die Gemeinde ganz klar für die Fürsorge der Tiere verantwortlich ist! Zudem haben wir ein unabhängiges Meinungsforschungsinstitut mit einer Umfrage der Stadtbewohner zum Thema "Streuner" beauftragt. Das Unternehmen wird ca. 500 schriftliche und 2.000 telefonische Umfragen starten, mit deren Ergebnissen wir den Bürgermeister im Anschluss direkt konfrontieren werden. Die Fragen umfassen die Zufriedenheit der Bürger mit der Einhaltung seiner zuvor getätigten Wahlversprechen, u.a. eben auch der Verantwortlichkeit und dem Schutz der herrenlosen Hunde und Katzen in Kavala.

Sie sehen, wie schwer und vor allen Dingen kräftezehrend der Alltag in Griechenland tagtäglich ist. Wie viel Arbeit jeden Tag geleistet werden muss, und trotzdem noch viel zu wenig Zeit da ist, um allem gerecht zu werden. Es ist daher unsagbar wichtig, unseren griechischen Tierschützern zu helfen, die sich dem Wohl der Tiere mit vollem Herzblut verschrieben haben! Sofern Sie uns hierbei unterstützen möchten, sehen Sie eine Übersicht aller möglichen Optionen bei "So helfen Sie". Vielen Dank an jeden, der hierbei hilft!




 

Suche

Copyright © 2024 Tiere in Not Griechenland e.V.. Alle Rechte vorbehalten.
top
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok Ablehnen