WDR - Unser Tagebuch


05.12.2023
Am 05.12. ging es für uns (Gaby & Julia) früh morgens los Richtung Karditsa. Nachmittags trafen wir uns bereits mit Evi um uns auf die nächsten Tage vorbereiten zu können und haben ein paar Programmpunkte ausgewählt, die wir uns für den anstehenden Dreh gut vorstellen konnten. Am späten Abend kamen Simone (Moderatorin) und Goran (Kameramann) vom WDR dazu und wir haben gemeinsam einen groben Zeitplan festgelegt. Unterstüzt wurden sie von Elpiniki, die die Übersetzung Griechisch-Deutsch übernahm. Simone ist im September aufgrund der starken Überflutung auf uns aufmerksam geworden und war sehr ergriffen, was in Thessalien passiert ist. Somit waren die Auswirkung und die Langzeitschäden ein großer Punkt auf unserer Agenda.
 
06.12.2023
Nach dem Frühstück ging es am nächsten Morgen auch direkt los. Wir starteten bei Eleni's Platz, wo einige unserer Hunde untergebracht sind. Nebenbei erledigten wir die täglichen Aufgaben, wie füttern und säubern, schauten nach den Hunden, während Simone viele Fragen an uns hatte. Eleni's Platz ist ein gutes Beispiel, dass man Im Tierschutz flexibel sein, Fahrtstrecken in Kauf nehmen und das nutzen muss, was einem zur Verfügung steht. Es ist eine vorübergehende Möglichkeit, wo unsere Hunde geschützt bleiben können, so lange bis der Platz anderweitig genutzt wird. Anschließend ging es zurück Richtung Karditsa Stadt - Evi hatte für uns und das Filmteam einen Termin beim Bürgermeister vereinbart. Auf dem Weg hielten wir noch ein paar Mal an und erledigten gleich die Fütterungstour der Straßenhunde - natürlich nicht ohne Zwischenfall: ein aufgebrachter Bauer beschwerte sich lautstark, dass die Straßenhunde seine Nutztiere getötet hätten und Evi solle nun dafür Verantwortung übernehmen -> Video "Fütterungstour". Nach einer kleinen Diskussion ging es aber dann endlich zum Rathaus. Auch für unser deutsches Team war dies eine interessante Begegnung, weil wir Herrn Tsiakos bisher nicht persönlich kennen gelernt haben. Die Gemeinde unterstützt den Tierschutz in der Stadt - allerdings reichen die Mittel natürlich nicht mal ansatzweise für den Bedarf. Es steht ein kleines Budget zur Verfügung, woraus Futter, Kastrationen und Antiparasitika zur Verfügung gestellt werden. Simone, Evi und wir versuchten unser Bestes, Herrn Tsiakos mit den Tatsachen zu konfrontieren und eine Aufstockung der Mittel zu erreichen. Der Erfolg hielt sich allerdings in Grenzen und wir wurden darauf vertröstet, dass erst zum Januar mit dem neuen Gemeinderat eine Neuverhandlung möglich sei. Aktuell seien ihm leider die Hände gebunden. Immerhin gäbe es ja auch mittlerweile eine Firma, die den Neubau eines städtischen Tierheims für Karditsa und den zugehörigen Dörfern übernommen hat. Er werde alles tun, was in seiner Macht stünde, schließlich hat auch er einen ehemaligen Straßenhund adoptiert... Wir waren mit gemischten Gefühlen in das Gespräch gegangen und besonders überrascht waren wir am Ende nicht. Dies zeigte uns auch leider wieder, welchen geringen Stellenwert die Tiere haben. Anstatt, dass vernünftig investiert wird, damit man auch nachhaltig für in 20,30 Jahren etwas erreicht, verlässt man sich anscheinend darauf, dass die freiwilligen Tierschützer und ausländischen Vereine zur Stelle sind. Für das nächste Jahr haben wir uns fest vorgenommen, erneut mit dem Bürgermeister in Kontakt zu treten und ihn über die Fortschritte zu befragen. 

Wir waren noch nicht ganz aus dem Rathaus raus, da klingelte Evi's Telefon: Ein Fußgänger meldete ausgesetzte Welpen im Bewässerungskanalsystem. Es stand außer Frage: da fahren wir hin, suchen die Welpen und bringen sie in Sicherheit. Als wir angekommen waren, liefen wir ein paar Meter und schon hörte man die 3 Racker verzweifelt quieken: allein zurückgelassen auf dem nass-kalten Betonboden des Kanalnetztes, welches (für diesen Tag Gottseidank) nur in den Sommermonaten für die Bewässerung der Felder genutzt wird. Wir nahmen sie sofort hoch, gaben ihnen eine große Portion Futter und ein warmes Plätzchen. Uns ist der Ort nicht unbekannt: im gesamten Kanalsystem werden regelmäßig Welpen und auch erwachsene Hunde ausgesetzt, wenn sie von den Besitzern nicht mehr erwünscht sind. Wären wir nicht gerufen worden, hätten die 3 dort keine Überlebenschancen gehabt :( Es stockt einem natürlich der Atem, mit welcher Herzlosigkeit die Hunde "entsorgt" werden -> Video "Welpenrettung". Mit den Welpen im Gepäck ging es dann Richtung neues Tierheim. Als wir ankamen, war Vaitsa bereits fleißig bei der Fütterungsrunde am Nachmittag. Nachdem Goran das Tierheim per Drohne erkundet hat und Thanasis die 3 Welpen abgeholt hat, ging es ins Tierheim. Wir zeigten einige "Baustellen", redeten über die Hunde, deren Geschichte, über Evi's Arbeit und vieles mehr. Simone und Goran waren sehr ergriffen, als Evi davon berichtete, wie sie im September die Hunde aus dem Wasser gerettet hat. Auch für uns ist das immer noch eine sehr emotionale Geschichte, weil uns sowohl das Leben der Hunde am Herzen liegt, aber besonders auch Evi's Einsatz in der Nacht nicht ungefährlich war: Wir schauten die Tage über fast minütlich auf unsere Handys und warteten auf ein Lebenszeichen von unseren Freunden. Evi hatte kürzlich eine weibliche Hündin aufgenommen, die von einem Mann abgegeben wurde. Sie bekam kurz danach 4 Welpen, die sie nun liebevoll aufzieht (natürlich kommen die Mama und auch die Welpen, sobald sie geimpft und alt genug sind, in die Vermittlung). Ob die Abgabe mit der Trächtigkeit zusammenhängt, kann man nur erahnen, aber auch das gehört zum Alltag in Griechenland dazu. Auch unser Besuch bei unserem kleinen Skinny hat Simones und Gorans Herz schwer gemacht und es flossen viele Tränen. Wir sind sehr traurig, das sein kleiner Körper nicht mehr die Kraft hatte, den Kampf um sein Leben gewinnen zu können. Wir werden Skinny nie vergessen ......🖤 Als es anfing zu dämmern, beendeten wir die Arbeit für den Tag und ließen den Abend in einem Restaurant außerhalb von Karditsa - mit Blick über das gesamte Tal - ausklingen -> Video "neues Tierheim". Natürlich fehlten auch hier keine Geschichten aus dem Tierschutzalltag und es wurden bereits Pläne für den nächsten Tag geschmiedet.
 
07.12.2023
Wir waren auf der Strecke zum alten Tierheim mit Thanasis verabredet. Dorthin führt nur ein Schotterweg, sodass Thanasis uns auf halbem Weg einsammelte und dorthin lotste. Das alte Tierheim ist offiziell das Tierheim der Gemeinde Karditsa, welches zur Unterbringung von Hunden "angeboten wird". Leider ist hier seit Jahren nicht viel passiert - auch nach der Überschwemmung gab es keine Aufräum- oder Reparaturmaßnahmen. Es gibt einen Beschäftigten der Stadt, der sich um die Tiere kümmern soll, aber am Ende erledigt Thanasis als freiwilliger Akteur im Tierschutz die Fütterungsrunde. Evi hatte uns bereits mehrfach gesagt, dass dieser Ort bald, nun aber definitiv bis Ende 2023 geräumt werden muss. Die Hunde werden dann umverteilt auf andere Plätze, da von der Gemeinde kein anderes Gelände zur Verfügung gestellt wird. Der vom Bürgermeister genannte Neubau wäre hier natürlich sinnvoll - es ist aber noch nicht mal ein Gelände ausgesucht worden. Uns fielen vor dem Tierheim die Kameras auf - Thanasis hatte diese angebracht um Beweise vorlegen zu können, wenn mal wieder Welpen ausgesetzt werden. Mit Erfolg: in letzter Zeit wurden nur noch sehr wenige Welpen ohne Absprache dort ausgesetzt. Auch hat er bereits zwei Abgaben zur Anzeige gebracht. Wir schauten uns gemeinsam im Tierheim um, es herrscht eine traurige Stimmung. Das, was früher mal ein sehr schöner und geselliger Ort war, ist über die Jahre vermodert. Die Gehege sind nicht mehr vollständig nutzbar, die Zäune haben Löcher, in den Zäunen klebt noch der Rest von der Überschwemmung und auch das Häuschen kann man nicht mehr als solches bezeichnen. Thanasis erzählte Simone von seinem Weg zum Tierschutz, seinen Aufgaben und seinen Ansichten. Er wohnt auf dem Bauernhof seiner Eltern außerhalb von Karditsa und bietet ca. 10 Hunden Platz. Wir nutzten derweil die Chance und machten noch ein paar neue Bilder von den Hunden - für sie wäre eine Pflegestelle so schön, damit sie dort rauskommen könnten -> Video "Altes Tierheim".

Nachdem wir unsere Akkus bei einer kurzen Kaffeepause aufgeladen haben, fuhren wir zusammen nach Vlochos - ein Dorf in der Nähe von Karditsa, welches im September besonders schlimm von der Überschwemmung getroffen wurde. Evi war bereits zu mehreren Rettungseinsätzen in dem Dorf und konnte mehrere Hunde, Katzen, Papageien und Meerschweinchen per Boot sichern. Auch hier herrscht eine traurige Atmosphäre, man kommt sich vor wie in einer Geisterstadt. Die Häuser sind leer, überall sind noch große Pfützen, sogar Teiche. Es stehen kaputte Möbel, Autos und Geräte herum. Man erkennt, wo früher mal eine Taverne oder ein Geschäft war und kann sich bildlich vorstellen, wie wohl die Dorfgemeinde hier bis September ihr Leben gestaltet hat. Am Kirchplatz treffen wir den Dorfbürgermeister - er war gerade dabei einen Tannenbaum aus Lichterketten aufzubauen: in den nächsten Tage sollte eine kleine Weihnachtsfeier für die ehemalige Bewohner statt finden. Weitere Menschen konnte man kaum vorfinden, jedoch jede Menge herrenlose Hunde und Katzen. Wahrscheinlich gehörten sie bis September den Einwohnern und sind nun selbst für sich verantwortlich. Wir verteilten rund um den Marktplatz Futterportionen. Anscheinend war die letzte Mahlzeit schon etwas länger her, da direkt Stress unter den Hunden ausgebrochen ist. Evi's "Futtermobil" war heiß beliebt und so holten sich viele noch eine Extraportion ab. Wir sorgten dafür, dass am Ende alle Zugang zum Futter bekamen, war uns in dem Moment bewusst, dass sie bis zur nächsten Mahlzeit wieder Tage warten müssen. Leider kann Evi und ihr Team die Dörfer nicht in die täglich Straßenhundetour integrieren, da die Fahrtstrecke einfach zu weit ist. Aber immer, wenn jemand in der Nähe ist, wird ein Abstecher gemacht. Die Häuser müssen alle chemisch gereinigt werden und einige sind vom Einsturz gefährdet, sodass es nicht absehbar ist, ob und wann hier wieder Leben eintreten wird -> Video "Vlochos". Kurz bevor wir das Dorf verlassen haben, haben wir ein Ehepaar entdeckt, deren Hund wir im September von einem Balkon befreit haben. Die Freude war groß, sodass wir kurz anhielten und uns austauschten. Hiermit endete die gemeinsame Zeit mit Evi und auch dem Filmteam. Abends ging es noch nach Thessaloniki zurück, da am nächsten morgen früh der Flieger nach Hause abhob.
 
Wir blicken auf zwei aufregende Tage mit Simone und Goran zurück. Neben den vielen traurigen Geschichte, die uns alle tief berührt haben, waren auch immer Momente der gemeinsamen Freude dabei. Wir sind von Herzen dankbar, dass wir diese Chance bekommen haben, unser Tierschutzprojekt in Karditsa vorstellen zu dürfen und sind gespannt auf die Ausstrahlung.

 
13.04.2024
 
Wie bereits berichtet, waren wir im letzten Dezember mit dem Team von „Tiere suchen ein Zuhause“ für ein paar Tage in Griechenland unterwegs. Viele Eindrücke, positive und auch negative, haben uns begleitet. Es waren aufregende Tage für uns und auch für Simone Sombecki und Kameramann Goran. Das Leben der Straßenhunde war uns ein großes Anliegen: Die täglichen Notfelle und die Versorgung der Tiere. So gewinnen Sie einen Eindruck vom alltäglichen und den oft, bis gar nicht nicht vorhandenen Möglichkeiten seitens der Kommune, uns zu unterstützen. Besonders die Kommunikation beim Besuch des Bürgermeisters gestaltete sich schwierig, weil keinerlei Einlenken oder Zusagen von ihm gegeben wurden, sondern wie immer nur Vertröstungen. Nun steht auch der Sendetermin fest, den wir hiermit an Sie weitergeben möchten:
 
Die Sendung wird am 21.04.2024 um 17:45 im WDR ausgestrahlt - mit dem passenden Titel: "Glückliche Straßenhunde in Griechenland?" Diesen Sonntag wird es eine Ankündigung in der Sendung dazu geben. In der Mediathek ist der gesamte Beitrag bereits hier verfügbar:


Wir hoffen, den Hunden mit dieser Sendung ein Stück zurückgeben zu können und die Hoffnung steigen zu lassen, als Tier zu respektiert und geliebt zu werden. Und damit verbunden, dass irgendwann das Leid der Tiere nicht mehr endlos ist.

„Nur ein Hund“

Von Zeit zu Zeit sagen Leute zu mir „wach auf, es ist nur ein Hund!“
– sie verstehen nicht, warum man diese Wege zurücklegt, so viel Zeit und Gefühle investiert,
oder die Kosten auf sich nimmt, die „nur ein Hund“ mit sich bringt.
Manche meiner stolzesten Momente verdanke ich „nur einem Hund.“
Viele Stunden sind vergangen in denen meine einzige Gesellschaft „nur ein Hund“ war,
aber ich fühlte mich nicht ein einziges Mal missachtet oder allein.
Einer meiner traurigsten Momente wurden durch „nur einen Hund“ hervorgerufen und an dunklen Tagen war es „nur ein Hund“,
dessen freundliche Berührung mir Wohlbefinden und die Stärke, um den Tag zu überstehen, brachte.
Falls du auch denkst, es ist „nur ein Hund“, dann wirst du vermutlich auch Sätze kennen,
wie „nur ein Freund“, „nur ein Sonnenaufgang“ oder „nur ein Versprechen“.
Es ist „nur ein Hund“, welcher das Wesentliche aus Freundschaft, Vertrauen
und purer unverfälschter Freude in mein Leben bringt.
„Nur ein Hund“ ruft in mir das Mitleid und die Geduld hervor, die mich zu einem besseren Menschen macht.
„Nur ein Hund“ bringt mich dazu früh aufzustehen, lange Spaziergänge zu machen und sehnsüchtig in die Zukunft zu blicken.
Deswegen ist es für mich und den Menschen wie ich es bin eben nicht „nur ein Hund“,
sondern eine Verkörperung aller Hoffnungen und Träume für die Zukunft, geliebte Erinnerungen und der pure Genuss der Gegenwart.
„Nur ein Hund“ zeigt was gut an mir ist und lenkt meine Gedanken ab.
Ich hoffe die anderen Menschen können eines Tages verstehen, dass es nicht „nur ein Hund“ ist,
sondern etwas, dass mir Menschlichkeit verleiht und mich zu mehr macht als nur „ein Mensch“.
Also wenn du das nächste Mal den Satz „nur ein Hund“ hörst, dann lächle, weil sie es „nur“ nicht verstehen.
Wenn du in seine Augen blickst, lässt du all deine Ängste, Sorgen, Traurigkeit und Probleme zurück,
denn Hunde geben uns die Flügel, die wir nicht haben und niemals haben werden. 
Richard Dehmel (1863-1920)

 


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